Instagram Weihnachten: Keine Likes sind keine Katastrophe

Instagram Weihnachten: Wenn euer Baum keine Likes bekommt

Es ist immer das Gleiche: Ihr dekoriert euren Weihnachtsbaum mit der Liebe einer mittelmäßigen Elfe und der Sorgfalt eines übermüdeten Hamsters… und dann öffnet ihr Instagram.
Plötzlich sehen alle Bäume aus wie aus einer skandinavischen Designbibel entsprungen, minimalistisch, perfekt, symmetrisch und offenbar von Engelswesen persönlich beleuchtet. Und da steht ihr: vor eurem Baum, der aussieht wie ein*e verwirrte*r Mittelschüler*in im Praktikum.

Aber keine Sorge. Euer Gehirn spielt bei dieser ganzen „Instagram ist perfekter als mein Leben“-Nummer eine gewaltige Rolle. Und zwar eine ziemlich gemeine.

Der Social-Media-Baum: ästhetische Verzerrung mit Glitzer drauf

Auf Social Media wirken Weihnachtsbäume besser, weil dort die Ästhetische Verstärkung zuschlägt: Filter, Beleuchtung, Bildausschnitt, selektive Deko und 28 verworfene Fotos, bevor das eine perfekte entsteht.

Psychologisch nennt man das:
The Illusion of Perfection.

Euer Gehirn schaut auf diese Bilder und denkt:
„Die anderen haben es im Griff. Wir nicht. Wir sind dekorative Failures.“

Dabei überseht ihr, dass der Baum der anderen wahrscheinlich von drei Leuten stabilisiert, fünfmal umdekoriert und jede einzelne Lichterkette nachbearbeitet wurde, bevor das Foto online ging. Und selbst dann wurde wahrscheinlich noch ein Filter drübergelegt, damit die Farben „magisch“ leuchten.

Euer Baum ist kein Fail – er ist echt. Echt ist unperfekt, unberechenbar und leider nicht besonders instagram-worthy.

Außerdem: Niemand zeigt die Momente, in denen die Katze die Kugeln vom Baum schubst oder die Lichterkette sich in einem Albtraum aus Kabelsalat verheddert. Im Gegenteil: Das Ganze wird dann noch mit der perfekten Tasse Kakao und Fake-Schnee inszeniert – nur um euch subtil das Gefühl zu geben, dass euer Leben, euer Wohnzimmer und euer Baum „einfach nicht reichen“. Herzlichen Glückwunsch, ihr seid offiziell Opfer der Social-Media-Magie.

Warum wir uns vergleichen – und immer verlieren

Die Psychologie nennt es Social Comparison Theory .
In dem Moment, in dem ihr die perfekt inszenierten Weihnachtsbäume anderer Menschen seht, aktiviert euer Gehirn den sozialen Vergleich.

Kurz gesagt:
Ihr seht etwas, das scheinbar besser ist und euer Gehirn bewertet euch automatisch als schlechter. Natürlich ist das kompletter Quatsch, aber euer präfrontaler Kortex macht in solchen Momenten gerne Urlaub. Stattdessen übernimmt das emotional getriebene limbische System – und das liebt Dramen.

Psychologisch besonders perfide:
Ihr vergleicht eure Realität mit der kuratierten Fiktion anderer. Das ist wie ein Schönheitswettbewerb, bei dem ihr gegen Disney-Prinzessinnen antretet. Fair? Null.

Ironischerweise feiern wir Weihnachten, um Freude zu haben, und scrollen gleichzeitig durch Feeds, die uns das Gegenteil suggerieren. Wir sitzen da, mit verkokelten Plätzchen, verpanschtem Glühwein und einem Baum, der aussieht wie ein Chaos-Kunstwerk, das mit der Axt 2000 geschaffen wurde. Und unser Gehirn interpretiert jeden schiefen Ast als persönlichen Makel. Willkommen in der ironischen Welt der Weihnachtspsychologie:  Ihr fühlst euch schlecht, obwohl es keinen Grund gibt – außer den 1.000 perfekt inszenierten Instagram-Bäumen.

Der Vergleich lauert überall

Ein kurzer Blick nach links, ein Scroll nach rechts – und plötzlich fühlt sich das eigene Tempo zu langsam, der Erfolg zu klein, das Leben der anderen verdächtig glänzend an. Diese Form des Vergleichs ist keine Schwäche, sondern ein psychologischer Automatismus. Unser Gehirn liebt Ranglisten, selbst dann, wenn sie uns schlecht gelaunt zurücklassen.

Kognitive Dissonanz in der Weihnachtszeit

Ihr kennt das:
Ihr wollt, dass euer Baum aussieht wie aus einem Magazin. Gleichzeitig wollt ihr aber nicht:

  • eine Stunde lang Lichterketten entwirren,
  • in Baumharz ertrinken,
  • fünf Mal nachdekorieren,
  • und nebenbei noch emotionalen Support für die Familie leisten.

Herzlichen Glückwunsch: Willkommen bei der kognitiven Dissonanz.

Ihr wollt perfekte Ergebnisse ohne perfekte Bedingungen.
Das Gehirn hasst Widersprüche → deshalb produziert es Stress → deshalb zweifelt ihr → deshalb wirkt euer Baum plötzlich sogar noch hässlicher, als er ist.

Das Dopamin-Dilemma: Warum ihr den perfekten Baum eigentlich nur wegen Likes wollt

Und jetzt mal ehrlich: Ihr wollt den Baum nicht für euch. Ihr wollt ihn für die Performance. Für das Like-Dopamin der Social-Media-Götter.

Euch trifft das klassische Dopamin-Anticipation-Pattern:
Nicht der perfekte Baum macht euch glücklich – sondern die Aussicht, dass andere ihn feiern könnten.

Das Problem?
Ihr bekommt dieses Dopamin nicht, weil ihr euren Baum mit den hyperästhetischen Kunstbäumen anderer vergleicht.

  • Also sinkt die Motivation.
  • Also sinkt der Selbstwert.
  • Also denkt ihr, ihr müsst unbedingt neu dekorieren.
  • Oder direkt ein neues Leben anfangen.

Spoiler: müsst ihr nicht.

Passend zum Thema

Psychologie im Marketing
Marketing zur Weihnachtszeiten - Weihnachten kommt bald

Der Realitätscheck: Euer Baum ist normal. Instagram nicht.

Ihr seid nicht unperfekt – die anderen sind überoptimiert.

Euer Baum hat:

  • schiefe Kugeln
  • selbstgebastelte Deko
  • kindliche Chaos-Highlights
  • zu viel Lametta auf einer Seite
  • eine Lichterkette, die aussieht wie ein Stromschlag beim Einziehen
  • oder brennt lichterloher als ein Flammenzug

Und wisst ihr was?
Das ist echtes Leben. Menschen mögen echtes Leben. Auch auf Social Media – gerade WEGEN der Perfektionsflut.

Nutzt euren Baum als Anti-Perfektions-Statement

Ihr könnt das Spiel gewinnen, indem ihr nicht versucht, mitzuhalten, sondern es offensiv sprengt. Postet doch einfach das Bild eures Chaosbaums mit einem sarkastischen Text dazu. Oder macht ihn direkt zum Meme. Und BOOM: Ihr dreht die Psychologie um.

Denn Selbstironie aktiviert

  • soziale Sympathie
  • Authentizitätswahrnehmung
  • Gruppenbindung
  • Stressreduktion
  • und das Gefühl: „Hey, die sind wie wir.“

Fazit: Euer Baum braucht keinen Filter – nur Haltung

Fazit: Lasst euch durch Instagram Weihnachten nicht vermiesen!

Dein Baum muss nicht Instagram-Weihnachten-worthy sein, um Weihnachten perfekt zu machen. In Wahrheit lachen die meisten Menschen über krumme Kugeln, verhedderte Lichterketten und kleine Katastrophen unterm Baum – genau das macht Weihnachten real, lustig und erinnerungswürdig. Also tief durchatmen, Foto knipsen, sarkastischen Kommentar posten – und die Likes einfach vergessen. Perfektion ist online, Freude ist offline.

Ähnliche Beiträge

Von: Heidi Schönenberg-Hausdorf

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Heidi Schönenberg-Hausdorf

Hallo

Ich bin Heidi. Offiziell von der IHK gekrönte Software-Hoheit und Social-Media-Maestra. In meiner Wall of Frames hängen Psychologie-Expertise und frische KI-Zertifikate friedlich nebeneinander.
Ich verstehe also Menschen und Maschinen – fragt sich nur, wer von beiden anstrengender ist.

Kategorien

Buy now or cry later

Social Media ist tot – von Heidi Schönenberg-Hausdorf

Von der selbsternannten Bestsellerautorin. Seit dem 15.Oktober 2017 in der Hinterhofkaschemme eures Vertrauens erhältlich.

Easter Egg

B A