Ihr kennt das: Kaum habt ihr eure neueste Social‑Media-Beitrag gepostet, räuspert sich der Algorithmus und sagt leise: „Na dann… viel Erfolg noch!“. Und zack – schon predigen alle wieder den jährlichen Reichweitenuntergang.
Gefühlt stirbt die organische Reichweite jedes Jahr aufs Neue.
Aber was, wenn dieses Reichweiten‑Drama mehr Show als Realität ist? Willkommen auf meiner epische Reise durch den jährlichen Reichweitenalarm. Lasst uns das mal anschauen und klären, ob wir alle in einer Social‑Media‑Apokalypse stecken … oder ob es einfach ein sehr lautes Ritual ist.
Der Mythos vom sterbenden Reichweiten‑Gott
Stellt euch vor: ein monströser Algorithmus, der jedes Jahr im Dezember ein Ritual vollführt, um eure organische Sichtbarkeit ins Abseits zu schubsen. So fühlt es sich manchmal an, wenn wieder alle über den„Reichweitenverlust auf Social Media“ sprechen. Aber dieser Reichweiten‑Gott ist nicht tot – er ist nur sehr dramatisch in seinen Ankündigungen.
Tatsächlich ist es so, dass Social‑Media‑Plattformen regelmäßig ankündigen, dass die organische Reichweite sinkt. Klingt wie ein Horrorfilm, aber ist oft eher ein Sequel mit ähnlichem Plot:
Algorithmus ändert sich → weniger Reichweite → Panik → neue Paid‑Strategien → alle glücklich … bis nächstes Jahr.
Warum jedes Jahr eine neue Reichweiten‑Katastrophe heraufbeschworen wird

Algorithmus‑Änderungen als vermeintliche Endzeit
Plattformen wie Facebook, Instagram, LinkedIn & Co. ändern ständig ihre Algorithmen. Und jedes Mal, wenn das passiert, klingt es dramatischer als die letzte Staffel „Game of Thrones“. Aber: Diese Anpassungen sind oft kein Weltuntergang, sondern notwendige Evolution.
Meta zum Beispiel baut Plattformen zunehmend auf Werbeeinnahmen auf, was organische Sichtbarkeit weniger attraktiv macht.
Viele Unternehmensposts erreichen auf Facebook 2025 typischerweise nur noch 3–6 % ihrer Follower organisch.
Das klingt schlimm – aber es ist kein Scherbenhaufen, sondern ein strategischer Shift.
Ein weiteres Beispiel: Auf LinkedIn wird berichtet, dass die organische Reichweite im Vorjahresvergleich teilweise um bis zu 50 % eingebrochen ist.
Das ist dramatisch, ja – aber es ist nicht zwingend ein Algorithmus-Killer, sondern Teil eines normalisierten Anpassungsprozesses.
Sättigung, Konkurrenz und Content‑Flut
Während des jährlichen Reichweiten-Alarms wird selten genug über Kapazitäten gesprochen: Die Plattformen platzen förmlich vor conteúdo! Unmengen neue Beiträge, Videos, Reels, Stories – und jede*r will gesehen werden.
Die ARD/ZDF-Medienstudie 2025 zeigt, dass das Wachstum der Social-Media-Nutzung in Deutschland abflacht: Nur noch 63 % der Menschen ab 14 Jahren nutzen soziale Netzwerke mindestens wöchentlich, und das Wachstum liegt bei „nur noch“ +3 Prozentpunkten.
Wenn weniger Wachstum vorhanden ist, aber mehr Content produziert wird, führt das zwangsläufig zu einem härteren Kampf um Sichtbarkeit.
Mehr Content = mehr Wettbewerb. Und mit diesem Wettbewerb sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass euer organischer Post vom Algorithmus besonders großzügig ausgespielt wird.
Die Daten sprechen … und was Studien sagen
Okay, genug dramatische Worte – was sagen die Studien?
Media Perspektiven / ARD-ZDF-Studie 2025: Das Wachstum der Social‑Media-Nutzung verlangsamt sich, die Tagesreichweite pendelt sich wieder bei rund 35 % ein.
Metricool Kurzvideo-Studie 2025: TikTok verliert Reichweite, Instagram schwächelt, und Facebook überrascht – Kurzvideos dominieren, aber die Verteilung ist nicht mehr so einfach wie früher.
Die medianen Engagement-Raten sinken: Facebook um 36 %, Instagram um 16 % und TikTok um 34 %.
Die LinkedIn‑Reichweite ist stark gesunken – besonders bei Unternehmensseiten.
Diese Zahlen zeigen: Der Rückgang der organischen Reichweite ist real – aber nicht unbedingt ein Weltuntergang.
Das könnte euch auch interessieren
Paid-First-Plattformen lieben den organischen Rückgang
Es ist kein Geheimnis: Plattformen wollen, dass ihr Werbung schaltet. Wenn die organische Reichweite sinkt, werdet ihr eher dazu verleitet, Ads zu buchen. Und so gelingt den Plattformen ein raffinierter Schachzug: Man postuliert den „Reichweiten-Tod“, streut Angst, und schon investiert ihr mehr in bezahlte Kanäle. Clever, oder?
Außerdem: Wenn eure organischen Beiträge nicht mehr automatisch so viele Leute erreichen, wie früher, bleibt euch nichts anderes übrig, als Verstärkung zu holen – sprich: Ads.
Das ist kein böser Plan von uns Social Media Manager*innen – es ist auch ein Plan von Plattformen, die daran verdienen.
Stimmen aus der Praxis – Influencerinnen, Social Media Manager*innen & Co.
Wenn man in Social-Media-Foren vorbeischaut, klingt die Panik oft sehr vertraut:
„Unsere Reichweite ist in den letzten Wochen um 90 % eingebrochen.“
Reddit-User*in jocvb in Instagram
„Manchmal vielleicht gut, manchmal vielleicht mies – aber ich habe keine Ahnung, warum.“
Reddit-Frage in SocialMediaMarketing
Diese Stimmen spiegeln den Alltag von vielen Content Creators und Social Media Manager*innen: Man versteht nicht immer, was der Algorithmus will, und manchmal fühlt es sich an, als würdet ihr mit verbundenen Augen werfen.
Trotzdem gibt es in diesen Diskussionen auch eine wichtige Erkenntnis: Nicht alles ist verloren. Einige berichten, dass Instagram Stories oder rohe Inhalte („raw content“) nach wie vor gute Resonanz bekommen, auch wenn der Feed streikt.
Warum der „Reichweiten‑Tod“ nicht das Ende, sondern eine Evolution ist
Hier kommt mein Highlight: Die jährliche Reichweitenapokalypse ist oft kein Untergang, sondern eine natürliche, wenn auch laute, Phase des Wandels. Die Plattformen kramen ihre Axt 2000 raus – weil es nicht anders geht!
Plattformen entwickeln sich weiter, Benutzer*innen verändern ihre Gewohnheiten, und die Konkurrenz um Aufmerksamkeit wächst – das ist keine Staatskrise, sondern ein Markt in Bewegung. Wenn ihr das begreift, könnt ihr die „Reichweiten‑Katastrophe“ für euch nutzen, statt euch von ihr nutzen zu lassen.
Wenn die organische Reichweite sinkt, bedeutet es ja nicht, dass man gar keine Reichweite mehr hat. Es bedeutet oft, dass ihr strategischer denken müsst – Qualität statt Quantität, Community statt Audience, Interaktion statt Broadcast.
Social Media
Organische Reichweite hin oder her – Social Media ist viel mehr als Klicks und Zahlen. Erfahrt, warum Sichtbarkeit Vertrauen schafft, welche psychologischen Hebel wirklich wirken und wie gutes Social Media aufgebaut ist.
Strategien: Was ihr tun könnt, wenn die organische Reichweite sinkt
So, jetzt wird’s praktisch. Ihr wollt nicht einfach nur jammern – ihr wollt handeln. Hier meine Strategien:
- Content diversifizieren
Verlasst euch nicht nur auf einen Format‑Typ. Mix aus Reels, Stories, Posts, Lives. Plattformen belohnen Vielfalt und Engagement. - Community aufbauen statt zu jagen
Interagiert mit euren Follower*innen, startet Diskussionen. Ein loyales Netzwerk kann euch organische Reichweite bringen, auch wenn der Algorithmus gerade mies gelaunt ist. - Paid und organisch clever kombinieren
Nutzt Ads strategisch, um organischen Content zu verstärken. Ihr könnt bezahlte Reichweite gezielt einsetzen, um langfristig eure organische Sichtbarkeit zu stützen. Das ist der klassische Hebel: Ads bringen Sichtbarkeit, organischer Content baut Vertrauen. - Datengestützt arbeiten
Analysiert eure Insights regelmäßig: Welche Posts performen trotz Reichweiten‑Down am besten? Welche Zeiten, Formate, Themen ziehen Engagement? Nutzt diese Erkenntnisse, um euren Content-Plan anzupassen. - Langfristig denken
Reichweite ist nicht alles – Sichtbarkeit, Markenbindung, echtes Engagement zählen. Denkt nicht nur in Wochen oder Monaten, sondern in Quartalen oder Jahren. Wenn ihr eure Community strategisch pflegt, übersteht ihr jeden algorithmischen Sturm.
Fazit
Hier kommt mein ganz persönliches, überspitztes Resümee: Die Reichweitenapokalypse – jedes Jahr neu angekündigt – ist weniger ein Weltuntergang als ein dramatisiertes Ritual. Ja, die organische Reichweite sinkt. Ja, es wird schwieriger, gesehen zu werden. Aber nein: es ist nicht das Ende eurer Social‑Media‑Existenz.
Wenn ihr versteht, dass dieser Rückgang Teil eines natürlichen, wenn auch nervigen Wandels ist, könnt ihr ihn nicht nur überleben – ihr könnt ihn zu eurem Vorteil nutzen. Also lehnt euch zurück, atmet tief durch … und postet weiter. Denn: Auch der grimmigste Algorithmus kann eurer Strategie nicht den Garaus machen, wenn ihr klug teilnehmt statt nur aufzuschreien.








Schreibe einen Kommentar