Bessere Texte schreiben: So begeisterst du deine Leser*innen

Stift auf Papier: Bessere Texte schreiben

Schreiben ist eine Gabe, die nur ausgewählten Geschöpfen in die Wiege gelegt wird. Richtig? Falsch!

Dass das nicht stimmt, weiß ich spätestens, seitdem ich als Copywriterin arbeite. Damit will ich nicht sagen, dass mir ständig etwas auf der Zunge liegt, was ich über kurz oder lang schlucken muss, weil ich es nicht rausbekomme. Ganz im Gegenteil: In meinem Kopf geht’s meistens richtig rund und die Gedanken sprudeln oft alle gleichzeitig, kreuz und quer aus mir heraus – und so rede ich auch.

Und obwohl ich oft so spreche, als lebe eine komplette WG mit Bewohner*innen aus sämtlichen sozialen Schichten und ein ungezogenes Findelkind in mir, schaffe ich es trotzdem, Texte zu schreiben, die die Leser*innen begeistern.

Womit wir auch schon beim ersten Punkt meiner Liste angelangt sind

Bessere Texte schreiben

Jede*r kann schreiben

Ich bin der lebende Beweis.

Mein Lehrer sagte damals immer »Wer schreibt, bleibt«. Auch wenn ich es damals noch nicht eingesehen habe: Recht hatte er. Kreatives Schreiben ist eine Übungssache – und wir befinden uns als Schreiberlinge, Texter*innen und Copywriter immer auf einem Weg. Wer also meint, man gelange irgendwann ans Ziel, schnappe sich die tolle Trophäe, auf denen in goldenen Lettern »Wortmeister« prankt, irrt. Die deutsche Sprache ist eine lebendige Sprache, die sich immer weiterentwickelt. Und mit ihr entwickelt sich auf das Gefühl dafür.

Also: Schreibt. Selbst wenn ihr die Texte hinterher verwerft. Es ist keine Zeitverschwendung, wenn ihr dadurch lernt und ein besseres Sprachgefühl bekommt und schließlich bessere Texte schreibt.

Die goldene Regel: Es gibt keine Regeln

Ihr kennt sie sicherlich: Die Regeln des Schreibens.

  • Beginne keine Sätze mit »Und« oder »Aber«.
  • Gleicher Satzanfang in aufeinanderfolgenden Sätzen? Pfui!

Oder, wenn man* komplett mit dem Leben abgeschlossen hat und sich im Angesicht des baldigen Ablebens mal getraut hat, ein Wort zu nutzen, das ein negativ behaftetes Wortteil beinhaltet:

  • Das Gehirn kann nicht negieren! Wie kommst du auf diese abgrundtief menschenverachtende Idee, das Wort »fehlerfrei« zu nutzen, wenn das Wort »Fehler« doch negativ konnotiert ist! Ab mit dir in die Löwengrube. Mögen dich die Viecher beissen und zerreissen. Deine Körperteile sollen als Mahnmal vor dem Gebäude verrotten!

* Ich benutze auf meinem Blog gerne »man«; auch wenn man ich das nicht tun sollte!

Lange Rede, kurzer Sinn: Werft die Regeln über Bord, wenn ihr kreativ schreiben wollt. Wir sind nicht in der Schule. Wir schreiben nicht mehr, um korrigieren zu lassen und Noten zu erhalten, sondern um andere Menschen aufzuschlauen und zu entertainen. Und dazu gehört eben auch, dass unsere Texte lebendig sind und nicht so wirken, als haben wir sie aus einer wissenschaftlichen Abhandlung zur deutschen Sprache geklaut.

Die goldene Regel des Schreibens: 𝗘𝘀 𝗴𝗶𝗯𝘁 𝗸𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗥𝗲𝗴𝗲𝗹𝗻! Klick um zu Tweeten

Recherchiere gut

In dem Moment, an dem ihr Texte verfasst, seid ihr die Experten – und ihr glaubt ja nicht, für was ich schon alles Expertin bin. Ich habe medizinische Texte für Therapieangebote geschrieben. Ich habe mit branchenspezifischem Wissen über Supply Chains und Geschäftsprozesse getrumpft. Ich habe sogar schon Glossarbeiträge über spezifische Abläufe von Verpackungsmaschinen geschrieben.

Und das habe ich nicht tun können, weil ich solch ein grandioses Brain bin, das sich in sämtlichen Themengebieten auskennt. Das wäre ja noch schöner.
Ich habe das nur erfolgreich umsetzen können, weil ich vorher gut recherchiert habe.

  • Lest euch in das Thema ein und versucht es zu verstehen. Nichts ist schlimmer als über etwas schreiben zu müssen, was man nicht versteht. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn die Leser*innen genau das merken.
  • Eignet euch Fachtermini an und nutzt sie, wenn ihr davon ausgehen könnt, dass die Zielgruppe diese Wörter kennt. Ansonsten gilt »Setzt Unwissenheit voraus, aber haltet eure Leser*innen nicht für dumm«.
  • Beantwortet Fragen. Ein guter Text tut nämlich genau das: Er beantwortet Fragen, bevor sie überhaupt aufkommen können.

Bring Emotionen ins Spiel

Texte sind erstmal nichts anderes als aneinandergereihte Wörter und Sätze. Aber das ist ein Lorem Ipsum auch. Der entscheidende Faktor für die Leseentscheidung liegt aber nicht nur in dem Textverständnis. Immerhin kennen wir alle ja auch Texte, die wir sprachlich verstehen und die uns trotzdem nicht zum Weiterlesen bewegen. Wir Menschen sind, was unsere Handlungen betrifft, nämlich ziemlich einfach gestrickt. Wir lassen uns von Emotionen mitreißen. Selbst wenn wir uns immer für so eiskalt und standfest halten wie den Kapitän auf der untergehenden Titanic: Im Unterbewusstsein lassen wir uns eben doch von unseren Gefühlen leiten.
Ihr habt ja doch auch noch nie gehört, dass jemand über eine Kaufentscheidung sagte »Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei. Da musste ich natürlich direkt zuschlagen!«.

Auf unsere Texte übertragen bedeutet das:

  • Weckt den Jagdinstinkt:
    Eure Leser*innen sind auf der Suche. Legt Fährten aus und bietet ihnen am Ende »die Belohnung«.
  • Löst Begeisterung aus:
    Gebt euren Leser*innen ein gutes Gefühl. Gewitze Wortspiele, humorvolle Schilderungen oder mitreissende Erzählungen erhalten den Spaß am Lesen.
  • Zeigt Verständnis:
    Nutzt Vergleiche aus dem »echten Leben«, mit denen sich eure Leser*innen identifizieren können und durch die sie sich angesprochen fühlen.
  • Baut Vertrauen auf:
    Tischt keine Fake-News oder Lügengeschichten auf und seid vorsichtig mit gefährlichem Dreiviertelwissen. Haben eure Leser*innen das Gefühl, dass ihr sie an der Nase herumführen wollt, springen sie ab.

Kontrolliere und korrigiere deine Texte

Kontrolliert eure Texte. Oder noch besser: Lasst eure Texte kontrollieren. Wie sagt man so schön: Vier Augen sehen mehr als zwei. Und das bezieht sich nicht nur auf Rechtschreibfehler, Grammatik und Satzbau, sondern auch auf das Textverständnis.

  • Stilsicherheit durch wortgewandte Muttersprachler*innen als Korrektor*innen
    Sie kennen jedes Wort, jede Redewendung und liegen grammatikalisch immer en point.
  • Ehrliche Korrekturvorschläge von unseren lesefreudigen Freund*innen
    Konstruktive Kritik ist super, weil wir uns durch sie stetig weiterentwickeln können. Aber nicht jeder Mensch traut sich, Kritik zu üben. Freund*innen sind da ehrlicher zueinander. Weil sie den jeweils anderen kennen und wissen, wie sie »Das ist ja totale Grütze« am besten so formulieren, dass sie uns nicht demotivieren.
  • And last but not least: Fachfremde Leser*innen
    Diese entdecken nämlich auch die Logikfehler, vorausgesetztes Wissen und überflüssige Passagen. Ihr fragt euch jetzt, wer diese fachfremde Leserin sein könnte? Eure Mutter! Und das ist nicht despektierlich, sondern durchaus ehrlich gemeint – es sei denn, eure Mutter ist beruflich tief im Thema. Dann natürlich nicht.

Alte Frau mit Sonnenbrille und Textbanner: Wer deine Texte kontrollieren sollte? Deine Mutter!

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Fazit:

Es ist noch kein*e Wortmeister*in vom Himmel gefallen. Und selbst wenn: Bei einem Sturz aus solch immenser Höhe ist die Sprachfertigkeit eine Gabe, die man liebend gerne gegen Flügel getauscht hätte.
Erfreuen wir uns also lieber eines lebendigen Körpers und üben stattdessen (immer) bessere Texte zu schreiben.

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